Dämmung
Durchschnittliche Wärmeverluste eines Einfamilienhauses in Prozent

Dämmstoffe Übersicht

Durch hohe Energiepreise, aber auch die Vorgaben des schweizerischen Energiegesetzes (EnG), ist die energieeffiziente Wärmedämmung für viele Hausbesitzer und auch Mieter das wohl bedeutendste Thema. Neben der Frage, welche Bereiche gedämmt werden sollten, stellt sich besonders die nach den zu verwendenden Dämmstoffen. Die Auswahl scheint schier unendlich und damit sehr verwirrend zu sein. Daher nachfolgend eine Übersicht der gängigsten Dämmstoffe und zahlreiche weitere Daten dazu.

4 Februar 2016

Die Wärmedämmung greift in die wichtigste Komponente des Hauses ein, die Gebäudehülle. Je nach Art des Hauses und des Baustandards empfiehlt sich eine andere Art der Dämmung und der Dämmstärke. Diese Dämmstoffe Übersicht soll helfen, die wichtigsten Dämmmaterialien und ihre Eigenschaften vorzustellen.

Gründe für eine Wärmedämmung

Es gibt zahlreiche Gründe, die dafür sprechen, die Wärmedämmung eines Gebäudes anzugehen. Meist spielen mehrere Gründe eine Rolle.

  • Modernisierung
  • Sanierung
  • energetische Sanierung wegen Fördermittel (das schweizerische Gebäudeprogramm)
  • energetische Sanierung wegen gesetzlicher Auflagen (Energiegesetz EnG)
  • energetische Sanierung, um Heizkosten einzusparen
  • energetische Sanierung, um den Gebäudewert zu optimieren

Dämmbereiche rund um das Haus

Bevor wir nun aber in die Übersicht der Dämmstoffe einsteigen, hier zunächst eine Übersicht über die wichtigsten Bereiche zum Dämmen. Denn vom Hausbereich, der wärmegedämmt werden soll, hängt auch stark ab, welche Dämmstoffe überhaupt verwendet werden können.

  • Dachdämmung oder/und Dachumbau (Kaltdach zu Warmdach)
  • Aussendämmung oder Fassadendämmung
  • Innendämmung (Fassade)
  • Perimeterdämmung (Sockeldämmung oder Kellerwanddämmung)
  • Deckendämmung
  • Bodendämmung
  • besondere Decken- oder Bodendämmung (Kellerdeckendämmung, Dachgeschossbodendämmung)
  • Kerndämmung (nicht Hohlraumdämmung!)
  • Zwischen-, Hohlraum- oder Zwischendeckendämmung

Dämmstoffe nach Herstellung und Ursprung

Nun kann mit einer ersten Unterscheidung der Dämmstoffe begonnen werden. Diese lassen sich anhand des Herstellungsprozesses und der Materialien, aus denen sie bestehen, unterscheiden:

  • mineralische Dämmstoffe
  • organische Dämmstoffe
  • synthetisch-organische Dämmmaterialien
  • synthetisch-mineralische Dämmstoffe (pflanzlich und tierisch)

Dämmstoffe nach Form und Beschaffenheit

Des weiteren können Dämmprodukte nach ihrer Form unterschieden werden. Auch hier gibt es wieder grundlegende Unterscheidungen:

  • lose (geflockt, körnig, gefasert, Späne, Wolle usw.)
  • Platten (homogen oder als Verbundbaustoffplatte
  • Dämm-Matten
  • Dämm-Schaum

Besonders umfangreich sind lose Dämmmaterialien. Dazu gehört die Zellulose, die eingeblasen wird ebenso wie das Schaumglas, welches geschüttet oder die Mineralwolle, die hinterfüllt wird. Dämmstoffplatten sind ausgesprochen beliebt. Für Wärmedämm-Verbundsyteme oder als Perimeterdämmung werden oftmals synthetisch-organische Platten wie EPS oder XPS verwendet. Aber auch Holzfaserwollplatten (HFWP) oder andere Produkte kommen zum Einsatz.

Wärmedämmstoffe nach Eigenschaften

Insbesondere die Eigenschaften in ihrer Kombination sind es, die Dämmstoffe mehr oder weniger interessant machen. Zunächst geht es um eine möglichst geringe Wärmeleitfähigkeit. Der sogenannte U-Wert, der Wärmedurchgangskoeffizient, gibt darüber Aufschluss. Je niedriger der U-Wert ist, umso besser die Dämmwirkung. Doch verschiedene Dämmstoffe haben auch unterschiedliche Dämmwerte. Daraus lässt sich wiederum schliessen, je schlechter die Wärmedämmung eines Dammstoffes ist, desto stärker muss die Dämmung aufgetragen werden.

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Stärke des Dämmstoffs und U-Wert

Der nächste Faktor, der also eine Rolle spielt, ist die notwendige Stärke der verwendeten Dämmstoffe. Dadurch ergeben sich schon zahlreiche Festlegungen, wo Dämmstoffe eingesetzt werden können. Im Prinzip kann mit jedem Dämmstoff derselbe U-Wert erreicht werden, wenn die jeweiligen Dämmstoffe entsprechend in der Stärke montiert werden. Aber ein stark auftragendes Wärmedämm-Verbundsystem für die Fassade wäre an einer Grundstücksgrenzbebauung gar nicht möglich. Es muss also berücksichtigt werden, ob die wirklich effizienten Dämmstoffe jeweils eingesetzt werden können.

Bauphysikalische Anforderungen an Wärmedämmstoffe

Aber auch die bauphysikalischen Effekte eines Gebäudes dürfen nicht ausser Acht gelassen werden. Ein wohliges Klima wird beispielsweise dadurch erzielt, dass Feuchtigkeit gespeichert und wieder abgegeben werden kann. Daher wird auch bei Mauerwerk, Putzen und Farben viel Wert darauf gegeben, inwiefern diese Baustoffe diffusionsoffen sind.

Dasselbe gilt für Wärmedämmstoffe. Auch sie müssen teilweise gut diffundieren können, andere wiederum nicht. Bei einer Innendämmung, aber auch einer Fassadendämmung, kann es sogar wichtig sein, dass die Dämmung Feuchtigkeit in entsprechendem Masse aufnehmen kann. Es gibt aber auch Dämmstoffe, die bei Kontakt mit Nässe deutlich schneller geschwächt werden. Innen- oder Ausseneinsatz und Bauphysik finden also auch Berücksichtigung bei der Dämmstoffwahl.

Thermische und andere Eigenschaften

Daneben müssen aber auch andere Eigenschaften berücksichtigt werden. Wärmedämmstoffe, welche an der Fassade aussen montiert werden, sind automatisch einer grösseren Wärmeentwicklung ausgesetzt als die Kellerdeckendämmung. Jedoch reagieren auch Dämmstoffe thermisch unterschiedlich. EPS-Platten) Polystyrol oder umgangssprachlich Styropor) dehnen sich so gut wie gar nicht aus, Holzverbundplatten aber mehr. Wieder andere Dämmstoffe sind völlig ungeschützt gegen UV-Strahlung.

Allergievermeidung

Ein ebenfalls wichtiger Aspekt sind Wärmedämmungen an Gebäuden oder in Wohnungen von Allergikern. Auch dazu gibt es zahlreiche Daten, die bei den unterschiedlichen Dämmstoffen bereitgestellt werden. Aber ein völlig anderer Aspekt rückt in den letzten Jahren immer mehr in den Fokus. Insbesondere die Konsumenten selbst sind es, die Dämmstoffe auch in Bezug auf ihre Ökobilanz bewusst kaufen oder ablehnen.

Die Ökobilanz von Dämmstoffen

Die Ökobilanz stellt eine einfach zu erklärende, aber dennoch sehr komplexe Rechnung auf. Dabei werden die Primär- und Sekundärkosten von Herstellung und Recycling erfasst und der Energieeinsparung gegenübergestellt. Die Primärkosten beziehen sich dabei auf die direkten Herstellungskosten. Bei auf Erdöl basierenden Produkten wie synthetisch-organischen Dämmstoffen wären das die Kosten für die Förderung und Herstellung des Dämmstoffs.

Je nach Kostenrechnung kommen noch die Sekundärkosten wie Transport usw. hinzu. Über die voraussichtliche Standzeit (Lebensdauer) und die anschliessenden Abriss- und Entsorgungs- bzw. Recyclingkosten (bei den meisten Recyclingverfahren handelt es sich heute noch um Down-Cycling-Techniken) kann dann auch die Energieeinsparung durch den Dämmstoff ermittelt werden. Ist die Energieeinsparung höher als der restliche Energieverbrauch, ist der Dämmstoff attraktiv und positiv in der Ökobilanz.

Naturdämmstoffe zeichnen sich vorwiegend durch eine gute Ökobilanz aus. Da lange Transportwege die gute Ökobilanz verschlechtern können, sollten Sie beim Kauf auf regionale Produkte setzen.

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Liste der Wärmedämmstoffe nach unterschiedlichen Kriterien

Aber natürlich müssen auch die wirtschaftlichen Faktoren berücksichtigt werden. Es nützt den Hausbesitzer nur wenig, wenn die Dämmstoffe doppelt so viel Kosten würden, als er an Heizkosten einsparen könnte. Es muss also auch einen wirtschaftlichen Aspekt geben, der zu berücksichtigen ist.

  • Zellulose: sehr gute Wärmedämmung, organisch, sehr gute Ökobilanz, diffusionsoffen und feuchtigkeitsbeständig, langlebig, sehr preiswert (Zwischen- und Hohlraumdämmung, nicht Kerndämmung)
  • Schaumglas, Schaumglasplatten: gute Wärmedämmung, mineralisch (Altglas), gute Ökobilanz, diffusionsoffen, feuchtigkeitsbeständig, langlebig, sehr preiswert (Perimeterdämmung)
  • EPS-Dämmplatten: sehr gute Wärmedämmung, synthetisch-organisch, gute Ökobilanz, feuchtigkeitsbeständig, sehr preiswert (Aussen- und Innendämmung, Perimeter-, Boden- und Deckendämmung, Kerndämmung)
  • Holzverbundplatten: gute Wärmedämmung, organisch, gute Ökobilanz, diffusionsoffen, bedingt bis nicht feuchtigkeitsbeständig, preiswert (Innenraumdämmung, Boden- und Deckendämmung)
  • Holz-Zement-Platten: organisch und mineralisch, relativ gute Ökobilanz (Zement), feuchtigkeitsbeständig, kann auch verputzt werden, sehr preiswert (Aussendämmung)
  • Mineralwolle (Steinwolle, Glaswolle): mineralisch, relativ gute Ökobilanz (abhängig vom Herstellungsaufwand), diffusionsoffen und feuchtigkeitsbeständig, preiswert (Hohlraumdämmung)
  • Schafwolle, Filz: organisch, sehr gute Ökobilanz, feuchtigkeitsbeständig, diffusionsoffen, preiswert (Hohlraumdämmung innen, aussen)
  • Blähton: mineralisch, relativ gute Ökobilanz, diffusionsoffen, feuchtigkeitsbeständig, sehr preiswert (Perimeterdämmung)
  • Dämmschaum (wie PU-Schaum): synthetisch-organisch, eher schlechte Ökobilanz, diffusionsoffen, bedingt feuchtigkeitsbeständig, sehr preiswert (Stoss- und Fugendämmung)
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[…] nur zwischen 100 und 120 mm. Je nach Anforderungen der Energiesparverordnung und des verwendeten Dämmstoffes kann aber eine Dämmschicht von 20 cm und mehr notwendig sein. Hier muss eine Verstärkung der […]