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Pinsel und Farbroller auf einem Tisch

Eigenleistung beim Hausbau

In Zeiten niedriger Zinsen ist es verlockend, mit dem Bau der eigenen vier Wände zu beginnen. Ist das benötigte Eigenkapital knapp bemessen, tendieren viele Bauherren dazu, in Eigenleistung den Hausbau zu unterstützen. Diese auch Muskelhypothek genannte Finanzierungsform stellt in Aussicht, dass der Bauherr einen definierten Teil der auszuführenden Arbeiten am Haus in Eigenleistung übernimmt.

30 August 2016

Diese Eigenleistung beim Hausbau verringert den Kapitaleinsatz, der für professionelle Handwerker benötigt wird und kann somit als überzeugendes Argument bei den Banken im Rahmen der Finanzierungsgespräche vorgebracht werden. Eine Eigenleistung beim Hausbau senkt den Bedarf an Eigenkapital, will jedoch im Vorfeld bestens kalkuliert werden, damit es beim Bau keine bösen Überraschungen gibt.

Geringer Kapitaleinsatz – Grosse Verantwortung

Jeder Bauherr, der sich zur Eigenleistung beim Hausbau entschliesst, geht eine grosse Verantwortung ein. Es zeigen sich vor allem zwei Stolpersteine, die vor Baubeginn dringend geprüft werden müssen:

  1. Fristgerechtes Arbeiten. Bei einer zu grosszügigen Kalkulation der Eigenleistung kann es schnell vorkommen, dass auf dem Papier wesentlich mehr Zeit für Eigenleistung am Bau eingeplant wurde, als tatsächlich in der Realität vorhanden ist. Bauherren, die nicht auf einen Kreis aus befreundeten Helfern zurückgreifen können, müssen sich im Klaren darüber sein, dass häufig Wochenend- und Feierabendarbeiten anstehen werden. Wenn beauftragte Gewerke erst dann mit der Arbeit am Bau fortfahren können, wenn der Bauherr seine Eigenleistung vollbracht hat, kann es schnell zu Terminstau kommen.
  2. Qualität der Arbeiten. Wenn parallel zu einem Bauunternehmen in Eigenleistung gearbeitet wird, muss die Qualität der eigenen Arbeit stimmen. Wenn es im Vertrag festgehalten ist, dass die Bauunternehmen ihre Arbeit auf das Resultat der Eigenleistung begründen müssen, kann es bei einem unsauber ausgeführten Arbeitsschritt des Bauherrn zu Beanstandungen und Nachbesserungsforderungen der Bauunternehmen kommen. Diese würden ansonsten auf dem Schaden sitzenbleiben, wenn es im Nachhinein zu baulichen Mängeln kommen sollte.

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Eigenleistung beim Hausbau – Wer ist geeignet?

Prinzipiell kann jeder Bauherr, der über grundlegendes Verständnis von Vorgängen am Bau verfügt, in Eigenleistung tätig werden. Von Arbeiten, die als Grundlage für andere Gewerke dienen, ist dabei jedoch abzuraten. Die Errichtung des Rohbaus, Fundamentarbeiten oder Ausschachtungen – diese Arbeiten sollten lieber den Profis überlassen werden. Beim Thema Innenausbau kann der Bauherr jedoch in Eigenleistung tätig werden. Hier besteht keine Gefahr von rechtlichen Folgen.

Was sollte ein Bauherr überlegen, bevor er in Eigenleistung tätig wird?

Vor Baubeginn muss sich jeder Bauherr die Frage stellen, ob sein Eigenverständnis von der Leistungsfähigkeit wirklich mit der Realität übereinstimmt. Sind die anvisierten Arbeiten wirklich selber ausführbar oder kennt man Freunde und Bekannte, die die Arbeiten ausführen können?

Wie viel Zeit kann investiert werden? Es ist wenig hilfreich, wenn man die Arbeiten zwar beherrscht, aber nur alle paar Wochen für einige Stunden Zeit findet, diese Arbeiten auch auszuführen.

Eigenleistung berechnen – So geht’s

Bei der Finanzierung des Bauvorhabens kann die Eigenleistung dem Eigenkapital hinzugerechnet werden. Wenn Sie einen gut strukturierten Plan der Eigenleistung erstellen und den Banken vorlegen, wird dieser sehr gerne angenommen. Bis zu 15% der Baukosten können über die Muskelhypothek veranschlagt werden. So verringert die Eigenleistung das Eigenkapital. Bei der Berechnung der Eigenleistung wird die Arbeitszeit des Bauherrn gegen die Arbeitsstunden professioneller Handwerker verrechnet. Die eingesparte Handwerker-Zeit ergibt so das „Kapital“ der Eigenleistung. Es ist jedoch zu bedenken, dass 15% der Baukosten mehrere hundert Stunden in Eigenleistung bedeuten können! Ein idealer Wert bei der Berechnung der Eigenleistung liegt bei unter 10 % der Baukosten.

Wenn der Bauherr zur Unterstützung Freunde oder Familienmitglieder heranzieht, muss für diese eine Bauhelferversicherung abgeschlossen werden, die mit rund zwei Euro pro Person und Arbeitsstunde berechnet wird.

Durch Eigenleistung beim Hausbau das Eigenkapital verringern ist durchaus möglich und im Rahmen der Baufinanzierung bei den Banken gerne gesehen. Vergewissern Sie sich jedoch im Vorfeld, dass Sie sich nicht übernehmen!

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