Gebäude & Energie
An image of a green house in the sun with energy efficiency graph

Blower Door Test – Wie dicht ist Ihr Haus?

Wie effizient ein Gebäude geheizt werden kann, hängt nicht nur von einer modernen und fachgerecht ausgeführten Wärmedämmung ab. Auch die Luftdichtheit spielt eine grosse Rolle.

27 September 2018

Auftreten und Auswirkungen von undichten Stellen in der Gebäudehülle

Kann durch Leckagen in der Gebäudehülle Luft entweichen, gelangt auch die teuer eingebrachte Wärme nach draussen. Im Gegenzug dringt kühlere Luft ein. Um trotzdem ein behagliches Temperaturniveau im Gebäude aufrecht zu erhalten, muss demzufolge mehr geheizt werden, als an sich notwendig wäre.

Mangelnde Luftdichtheit hat aber noch eine weitere negative Auswirkung. Raumluft hat immer einen gewissen Feuchtegehalt. Bei einem geheizten Gebäude sinkt die Temperatur in der Gebäudehülle von innen nach aussen. Demzufolge kühlt sich auch die durch Leckagen nach aussen dringende Luft ab. Unterschreitet sie dabei den Taupunkt, kondensiert die enthaltene Feuchte und verbleibt in der Wand oder im Dämmmaterial. Schimmel und teure Bauschäden sind die unangenehme Folge. Es ist also mehr als wünschenswert, solche Leckagen frühzeitig zu erkennen und zu beseitigen.

Leckagen treten vor allem dort auf, wo Bauelemente aufeinanderstossen oder in Wände eingesetzt sind. Das ist zum Beispiel bei Türen, Fenstern und Fensterbänken der Fall. Aber auch bei Wandanschlüssen, zwischen Wand und Dach, bei der gesamten Dachfläche, bei Dachdurchbrüchen, Wandöffnungen für Rohrleitungen und sogar bei Steckdosen und Schaltern treten bei der Bauausführung immer wieder Leckagen auf. Deswegen muss man hier bei der Herstellung besondere Sorgfalt walten lassen und bei einer Luftdichtheitsprüfung diese Stellen zuerst untersuchen.

Der Blower Door Test

Der Blower Door Test ist ein etabliertes Verfahren, um die Luftdichtheit eines Gebäudes zu messen und Leckagestellen zu finden. Es handelt sich dabei um ein Differenzdruck Messverfahren. Das Gerät für den Blower Door Test besteht aus einem regelbaren Ventilator, der in einem verstellbaren Rahmen sitzt. Die Konstruktion ist mit einer luftundurchlässigen Plane umhüllt und kann in einen Fenster- oder Türrahmen luftdicht eingesetzt werden. Von dem Einbauort in einem Türrahmen kommt auch der Name des Verfahrens (Blower Door Test = Gebläse-Tür-Test).

Ein wichtiges Mass für die Luftdichtheit des Gebäudes ist die Luftwechselrate, die beim Blower Door Test festgestellt wird. Sie besagt, wie oft pro Stunde das gesamte Luftvolumen über die Leckagen in der Gebäudehülle erneuert wird. Eine Luftwechselrate von 1 besagt also, dass der gesamte Rauminhalt an Luft einmal pro Stunde ausgetauscht wird.

Der Blower Door Test läuft wie folgt ab:

Das Testgerät wird in eine Fenster- oder Türöffnung luftdicht eingebaut. Sämtliche Innentüren werden geöffnet. Alle Fenster und weitere nach aussen führende Türen werden geschlossen.

Die Drehzahl des Ventilators wird langsam hochgeregelt, bis sich im Haus ein Unterdruck von 50 Pascal im Bezug auf den Luftdruck ausserhalb des Gebäudes einstellt. Dieser Unterdruck wird konstant gehalten und mithilfe einer Differenzdruckmessung laufend kontrolliert. Parallel dazu misst man den Volumenstrom, den der Ventilator fördern muss, um den Unterdruck im Gebäude auf 50 Pascal zu halten. Das Luftvolumen, das binnen einer Stunde gefördert wurde, entsprich dem Luftvolumen, das während dieser Zeit durch die Leckagen wieder in das Gebäude geströmt ist. Geteilt durch den vorher ermittelten Rauminhalt des gesamten Gebäudes ergibt sich die oben genannte Luftwechselrate.

Im nächsten Schritt wird die Messung wiederholt. Allerdings wird jetzt mit dem Ventilator ein Überdruck von 50 Pascal erzeugt und konstant gehalten. Aus beiden Messungen ergibt sich eine gemittelte Luftwechselrate.

Liegt die so ermittelte Luftwechselrate über den jeweils empfohlenen bzw. vorgeschriebenen Grenzwerten, werden durch den Techniker die Leckagestellen im Haus gesucht. Dazu wird wieder Unter- oder Überdruck erzeugt. Erste Anlaufstellen sind dabei die oben genannten kritischen Punkte, an denen häufig Leckagen auftreten. Oft lassen sich solche Fehlstellen durch den Luftzug schon per Hand erfühlen. Für kleinere Leckagen werden auch Luftgeschwindigkeitsmesser oder Rauchspender eingesetzt. Die ermittelten Stellen werden gekennzeichnet, damit sie später durch Baufachleute beseitigt werden können.

Wann ist ein Blower Door Test sinnvoll oder vorgeschrieben?

Eine generelle Pflicht zur Durchführung des Tests gibt es nicht. Seit 2018 gelten in der Schweiz jedoch bestimmte Regelungen für MINERGIE-Gebäude. Für die Anerkennung des Minergie-Basisstandard muss mit dem Antrag ein Konzept zur Luftdichtheit abgegeben werden. Eine Luftdichtheitsmessung ist nicht notwendig, wird aber zur Einhaltung der Qualitätsstandards empfohlen. Zur Anerkennung von Minergie-P- und Minergie-A-Bauten ist ein Luftdichtheits-Messkonzept notwendig bei Zweckbauten und bei Wohnbauten mit mehr als 5 Nutzungseinheiten. Zusätzlich müssen Luftdichtheits-Messungen mit Leckageortung vorgenommen werden. Umfassende Erläuterungen und Vorschriften zu diesem Thema sowie die einzuhaltenden Grenzwerte sind in der Richtlinie Luftdichtheit bei Minergie-Bauten (RiLuMi 2018) zu finden.

Es ist sinnvoll, eine Messung nach Beendigung des Rohbaus durchzuführen. In diesem Zustand ist die Gebäudehülle noch überall zugänglich und Fehlstellen können unkompliziert ausgebessert werden. Nach erfolgtem Innenausbau ist der Aufwand ungleich höher. Dennoch sollte dann eine zweite Messung erfolgen, um den Endzustand zu dokumentieren.

Hier noch einmal eine Zusammenfassung der Vorteile eines Blower Door Tests:

  • Deckt Schwachstellen in der Aussenhülle des Gebäudes auf
  • Leckagen können frühzeitig erkannt und beseitigt werden
  • Bauschäden werden vermieden
  • Test trägt zur Einsparung von Heizkosten bei
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