Elektrik, Elektronik und Digitaltechnik sind aus dem modernen Wohnen nicht mehr wegzudenken. Doch wo liegt die unterste Grenze hinsichtlich der Ausstattung und was ist nicht zuletzt angesichts des Themas Werterhalt angeraten?
Sowohl das Bauen eines neuen als auch das Renovieren eines Bestandsgebäudes ist letztlich immer eine Kostenfrage:
Was möchte ich haben? versus Was kann ich mir leisten?
Nicht einfacher wird diese Entscheidung, weil letztendlich zahllose Positionen zwischen Lage, Wohnfläche, Dacheindeckung und Kellerboden-Auslegeware gleichermassen beachtet werden müssen. Es muss also immer eine Abwägung erfolgen, was Ihnen als Bauherr wichtiger ist, um es mit dem Ihnen zur Verfügung stehenden Budget X bewerkstelligen zu können.
Insofern dürften die meisten Häuser von Herr und Frau Schweizer zu einem mehr oder weniger grossen Teil ein Kompromiss sein – hätten wir alle unbegrenzt viele Franken, würden wohl die meisten in einer riesigen, top-ausgestatteten Villa mit Park-artigem Grundstück am Luganer See oder ähnlichen Orten leben wollen.
Ein Problem an dieser Abwägung ist die Technik. Von allen Details eines Hauses entwickelt sie sich am schnellsten weiter, bekommt deshalb immer grösseren Raum, nicht zuletzt auf der Endabrechnung von Bau und Renovierung.
Unter dieser Prämisse stellen vielleicht Sie sich ebenfalls die Frage, wie technisch ein zeitgenössisches Haus und somit Ihr Heim überhaupt sein muss. Auf den folgenden Zeilen versuchen wir, Ihnen eine Hilfestellung mit maximalem Fokus auf Praxistauglichkeit, Zukunftssicherheit und die Finanzmittel durchschnittlicher Renovierer und Bauherrn zu geben.
Jedes Detail eines Gebäudes unterliegt einer beständigen Weiterentwicklung. Dies gilt für Mauersteine ebenso wie für Fliesen, Dachschindeln, Wandfarben und alles andere. Aber: Bei praktisch allem, was zu den „Grundzutaten“ eines Hauses gehört, verläuft die Entwicklung zwischen zwei wirklich massgeblich unterschiedlichen Techniken im Zeitraum vieler Jahre.
Das soll nicht heissen, Hausbau stünde still. Denn immerhin gibt es zahlreiche Trends, die trotz gleichbleibender Technik Baumaterialien mehr oder weniger zeitgenössisch erscheinen lassen. Das einzige wirklich auf entwicklungstechnischer Ebene schnelllebige Feld der Baustoffe ist die Dämmung, bei der innerhalb kurzer Zeit grosse Entwicklungssprünge zu beobachten sind – doch selbst hier sprechen wir ebenfalls von mehreren Jahren.
Haustechnik in Form von Elektrik, Elektronik und Digitaltechnik sowie ferner der dazugehörigen Heiztechnik unterscheidet sich diesbezüglich an vielen Stellen fundamental. Bereits bei vergleichsweise simplen elektrischen Anwendungen gibt es nach wie vor noch Entwicklungssprünge. Und was Elektronik und Digitales anbelangt, so folgt nicht nur gefühlt eine Entwicklung der anderen oft im Monatstakt.
Immerhin wurde das erste digital vernetzte Smart Home nach modernem Verständnis erst 2005 im „Haus der Gegenwart“ in München gezeigt. Und erst seit zirka 2015 hat sich diese Form des „smarten Wohnens“ zu einem wirklichen Trend entwickelt – der jedoch heute wirklich allgegenwärtig und in zahllosen Spielarten vorhanden ist.
Aktuell stehen Sie als Hauseigentümer oder Bauherr diesbezüglich deshalb vor mehreren Tatsachen:
Dies bringt heutige Hausbesitzer und Bauherrn unter Zugzwang: Selbst, wenn Sie für sich entscheiden, mit einem absoluten Minimum an Technik (das heisst primär eine herkömmliche Hauselektrik und ein Internetzugang) leben zu können, so müssen Sie jedoch zumindest über elementare Grundbausteine oder wenigstens Vorbereitungen nachdenken.
Geschieht dies nicht, wird Ihr Haus, ungeachtet seiner weiteren Ausstattung, einen raschen Wertverfall erfahren. Einfach, weil die technischen Ansprüche in der Breite der Bevölkerung immer stärker ansteigen und somit ein Haus, das diese nicht wenigstens im Ansatz liefern kann, rasch veraltet und Nachrüstungen benötigt.
Nicht einfacher wird es, weil es hinsichtlich der technischen Ansprüche einen Unterschied gibt: Das, was offiziell gefordert wird und das, was viele Menschen als Mindestmass ansehen.
Könnte ein heutiger Bauherr, der es sich in den Kopf gesetzt hat, wie Anno 1910 zu leben, ein Haus mit einer Elektrik auf damaligem Niveau errichten lassen? Klares Nein. Dafür gilt in der Schweiz unter anderem eine regelmässig aktualisierte Niederspannungsverordnung.
Vereinfacht gesprochen muss jede neu errichtete oder erweiterte bauliche Elektroinstallation dem jeweiligen Stand der Normen entsprechen – seit 1910 haben sich Elektroinstallationen und deshalb die Vorgaben beträchtlich weiterentwickelt. Zudem bezieht sich dies nicht nur auf die konkrete Art und Weise der Technik an sich, sondern überdies teilweise die Anzahl.
Das bedeutet im Klartext: Es gibt für Sie als Bauherrn oder Renovierer technische Mindeststandards, die Sie nicht einmal dann unterschreiten dürften, wenn Sie es wirklich möchten. Einige der wichtigsten aus dem Bereich der Elektroinstallation, die Sie kennen sollten:
Letzteres ist für Sie hinsichtlich der wachsenden Ansprüche ein veritables Problem. Wir haben zwar beispielsweise Vorgaben, wie viele Steckdosen an nur einer Sicherung angeschlossen sein dürfen. Jedoch gibt es keine verpflichtenden Leitlinien, wie viele – und welche – Anschlüsse beispielsweise mindestens in einer Küche vorhanden sein müssen. Dies gilt ebenso für Steckdosen als auch Lichtschalter, Netzwerkstecker oder beispielsweise Anschlüsse für Deckenleuchten.
In der Praxis hilft Ihnen natürlich der Architekt oder der Elektroinstallateur bei der Beantwortung solcher Fragen. Mangels offizieller Massgaben müssen Sie sich jedoch auf diese Personen verlassen können.
Wenn Sie dies nicht tun möchten, dann sei Ihnen diesbezüglich die deutsche RAL-RG 678 ans Herz gelegt. Eine in drei Komfortstufen aufgeteilte Ausstattungsrichtline speziell für die Elektroinstallation. Sie gibt für alle wichtigen Details Mindestausstattungen je nach Art und Grösse des Raumes vor.
Eine Leitlinie wie die erwähnte RAL-RG 678 ist sicherlich besonders für Laien, die wirklich nicht wissen, wie viel (Elektro-) Technik ihr Haus haben sollte, eine äusserst wertvolle Hilfestellung. Allerdings haben solche starren Vorgaben einen Nachteil: Sie regen nicht gerade eben dazu an, sich selbst über die Gebäudeausstattung Gedanken zu machen.
Das jedoch ist nötig. Denn selbst ein massenhaft hergestelltes Fertighaus ist immer ein im Höchstmass individueller Gegenstand – eben Ihr ganz persönliches Heim. Angesichts dessen sollten Sie sich als Bauherr und Renovierer immer einige Grundsatzfragen stellen:
Die Beantwortung dieser Fragen muss ehrlich erfolgen. Denn nur dann können Sie – in beide Richtungen – Fehler vermeiden, die entweder jetzt oder in Zukunft unnötig viel Geld kosten.
Vielleicht gehören Sie zu denjenigen, die an die technische Ausstattung eines Hauses eher bescheidene Ansprüche stellen. Solange es in allen Räumen Licht gibt und genügend Steckdosen für Ihr Lebensmodell vorhanden sind, genügt ein solches Gebäude den aktuellen und wahrscheinlich auch zukünftigen Ansprüchen voll und ganz.
Allerdings dürfte es Ihnen selbst in einem solchen Fall daran gelegen sein, sich zumindest die Option beizubehalten, im Notfall das Haus schnell zu veräussern. In einem solchen Fall sollte sich die technische Ausstattung natürlich nicht zu sehr vom zeitgenössischen Standard unterscheiden oder sich zumindest ohne grössere Arbeiten auf diesen bringen lassen.
Doch was sollte ein solches Haus diesbezüglich beinhalten, um wenigstens für eine absehbare Zeit „zukunftsbereit“ zu sein? Die Antwort sind viele Punkte. Sie alle sollten heute als Mindestmass angesehen werden. Anders ausgedrückt: Weniger als die folgenden Punkte sollte es bei Ihrem neu zu errichtenden oder zu sanierenden Haus nicht geben.
All diese Massnahmen dürften auf Ihrem Bildschirm nach einem umfassenden und teuren Unterfangen klingen. In der Praxis handeln jedoch viele Bauherrn und Renovierer sowieso bereits auf diese Weise. Wo das nicht der Fall ist, sind die zusätzlichen Kosten – bezogen auf den Gesamtpreis – absolut vernachlässigbar. Zudem gilt immer die Regel, wonach eine solche Vorbereitung eine spätere Erweiterung ungleich schneller, einfacher und günstiger macht.
Nicht zuletzt haben die vorbereitenden Massnahmen einen ganz immensen Vorteil: Selbst, wenn Sie sich aktuell mit dem diesbezüglichen Mindestmass zufriedengeben, haben Sie es an vielen Stellen in der Hand, ohne Profi selbst weitermachen zu können. Dadurch wird das Haus insgesamt flexibler und müssen die Räume keine starren Nutzungskonzepte beinhalten.
Man kann heute nicht mehr das Thema Gebäudeausstattung ansprechen, ohne das Thema Smart Home zu berühren. Das gilt selbst für Leute, die keinerlei Interesse an solchen Steuerungen haben.
Für viele ist das Thema jedoch immer noch äusserst neu. Und die Zahl von Produkten ist längst so gigantisch, dass sich eigene Magazine nur ihnen widmen und täglich Neuvorstellungen veröffentlichen können.
Angesichts dessen steht die Frage für viele im Raum: Was ist von all diesen Techniken wirklich für eine breite Mehrheit wirklich sinnvoll, was sind nur Dinge für wirklich affine Persönlichkeiten – und was ist eine technische Spielerei, auf die es sich getrost verzichten lässt?
Bevor wir uns an die Beantwortung derartiger Fragen begeben, sei Ihnen zunächst ein grundsätzlicher Rat erteilt: Bei Interesse sollten Sie entweder auf das bereits erwähnte (auf Kabel basierende) KNX-System zurückgreifen oder aber, wenn es Funk-basierte Systeme sein sollen, sich unbedingt über die verschiedenen Standards und deren Interkompatibilität informieren.
Nach wie vor befindet sich Smart Home in einer Wachstumsphase und konkurrieren verschiedene Standards um die Kundengunst. Es ist abzusehen, dass einige die kommenden Jahre nicht überstehen werden. Achten Sie deshalb darauf, nur solche Produkte zu erwerben, die diesbezüglich ebenfalls zukunftssicher sind.
Darauf basierend an dieser Stelle erneut einige Basismassnahmen, die Sie nach Möglichkeit integrieren sollten, sofern Sie sich prinzipiell für das Thema interessieren.
Hierbei handelt es sich um Dinge, die selbst dann in Ihrem Haus sinnvoll sind, wenn Sie kein sonderlich digitalaffiner Mensch sind. Soll es noch mehr sein, könnten Sie in einem weiteren Schritt bei der Anschaffung von Haushalts-Grossgeräten, wie beispielsweise der Waschmaschine, über ein smartes Gerät nachdenken.
In einem solchen Fall würde dann beispielsweise die Waschmaschine erst dann (und ohne Ihr Zutun) laufen, wenn der Strom besonders günstig ist. Speziell in Kombination mit einer Solaranlage bieten sich hierbei sehr interessante Möglichkeiten.
Allerdings sollten Sie dies alles neben der Interkompatibilität unter mehreren Gesichtspunkten prüfen:
Dabei sei jedoch nochmals das Optionale der gesamten Smart-Home-Thematik unterstrichen. Wenn es in Ihrem Haus eine gute Internetverbindung gibt, dazu Netzwerksteckdosen und Leerrohre, dann ist Ihr Heim in jedem Fall für eine spätere Aufrüstung geeignet. Es gibt aktuell wirklich keinen Zwang, gutes Geld für diese Techniken auszugeben, wenn Sie persönlich nicht wirklich einen Sinn darin sehen.
Was ein Haus in Sachen technischer Ausstattung mitbringen sollte, unterscheidet sich von Person zu Person und unterliegt in starkem Mass dem Zeitgeist. Wichtiger, als ein möglichst voll ausgestattetes Haus zu haben, ist es deshalb, bei Bau und Renovierung durch entsprechende Massnahmen und Vorbereitung eine spätere Erweiterung problemlos realisieren zu können.
Just das ist die wichtigste Mindestvorgabe: Ihr Haus sollte aktuell Ihren momentanen Ansprüchen genügen, aber genügend Reserven mitbringen, um mit steigenden Ansprüchen mitwachsen zu können. Egal, ob Sie bis an Ihr Lebensende darin wohnen oder es vielleicht irgendwann veräussern oder vermieten möchten, dann ist für jede Eventualität vorgesorgt.
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