Finanzen & Recht
Sparschwein vor einem unscharfen Einfamilienhaus im Hintergrund.

Wie gut ist ein Bausparvertrag?

Das Bausparen hat sich in ganz Europa zu einem beliebten Mittel der Immobilienfinanzierung entwickelt. In der Schweiz ist der Bausparvertrag allerdings deutlich weniger prominent als bei unseren Nachbarländern. Warum das so ist, wie das Bausparen überhaupt funktioniert und welche Vorteile sich dabei für Sie ergeben, das erfahren Sie hier.

29 Juli 2019

Viel Potenzial für Bausparen in der Schweiz

Bei der Wohneigentumsquote ist die Schweiz mit knapp über 40% Schlusslicht in Europa – mit grossem Abstand zum Nachbarn Deutschland. Die Deutschen belegen zwar nur den vorletzten Platz, aber immerhin mit mehr als 50%. Im EU-Schnitt werden knapp 70% erreicht.

Politiker loben die niedrige Schweizer Quote als Ausdruck eines funktionierenden Mietmarkts und des Wohlstands. Die Statistik scheint ihnen Recht zu geben, denn Spitzenreiter bei den Eigentümern von Wohnraum ist Rumänien mit 97%.

Eigentümerverbände haben aber eine andere Sicht auf die Dinge. Verbesserte Rahmenbedingungen für das Bausparen würden eine deutliche Verschiebung des Verhältnisses zwischen Stockwerkseigentum und Mietwohnungen bewirken.

So funktioniert Bausparen

Bausparen, ursprünglich ein deutscher Sonderweg der Immobilienfinanzierung, ist heute in vielen Ländern Europas und sogar auf anderen Kontinenten beliebt. Der Bausparvertrag sieht regelmässig zwei Phasen vor, eine Ansparphase und eine Darlehensphase.

Zunächst wird ein Teil des benötigten Kapitals verzinslich gespart, erläutern die Finanzierungsexperten von 9Brands. Anschliessend gewährt die Bank ein Darlehen. Üblicherweise sind die Habenzinsen in der Ansparphase relativ gering, zum Ausgleich gibt es den Immobilienkredit später zu reduzierten Sollzinsen.

Das Geschäft lohnt sich vor allem, wenn mit steigenden Zinsen zu rechnen ist. Bausparen ist deshalb nicht nur vor dem Neubau oder Kauf eines Hauses zu empfehlen, sondern auch, um sich bei einer anstehenden Umschuldung nach Ablauf der Zinsbindung gegen ein höheres Zinsniveau abzusichern.

In Deutschland müssen Bausparverträge im Schnitt drei bis fünf Jahre bespart werden, bevor sie zuteilungsreif sind. So nennen die Bausparkassen den Zeitpunkt, ab dem eine Darlehensvergabe möglich ist. Dabei kommt es nicht nur auf die Sparleistung des einzelnen Kunden an, sondern auf alle Bausparer, das Bausparkollektiv. In der Schweiz dauert die Ansparphase bei der Mehrzahl der Bausparer dagegen nur ein bis zwei Jahre.

Staatliche Förderung nur in Baselland

Echte Bausparverträge sind derzeit nur bei einigen Kantonalbanken im Angebot. Das mag auch an der begrenzten steuerlichen Begünstigung liegen, die nur im Kanton Baselland vorgenommen wird, dort aber schon seit 1991. Eine landesweite Bauspar-Initiative wurde 2012 zwar vom Bundesrat und im Volkentscheid abgelehnt, die politische Diskussion hierzu flammt aber immer wieder auf.

Studien zeigen, dass eines der wichtigsten Argumente der Förderungsgegner nicht stimmt: Die Steuerbegünstigung wird nicht in erster Linie von den Beziehern hoher Einkommen genutzt, für die eine Immobilienfinanzierung ohnehin unproblematisch sein dürfte. Vielmehr sind es Bezieher mittlerer steuerbarer Einkommen, die im Kanton Baselland von steuerfreien Habenzinsen ihrer Bausparverträge profitieren.

Damit ist auch das Vorurteil widerlegt, mit einem mittleren Einkommen könne man sich Bausparen gar nicht leisten. Gefördertes Bausparen wird besonders von Familien mit Kindern genutzt. 30% der Bausparer, so eine Studie im Auftrag des Hauseigentümerverbands Schweiz aus dem Jahr 2012, hätten ohne das Bausparen kein Eigentum erworben oder erwerben können.

Artikelbild © flynt / 123rf.com

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