Bauplanung & Bauleitung
Sicht von oben auf einen mit 3D-Software visualisierten Grundriss.

Den perfekten Grundriss planen – Schritt für Schritt

Vor dem Bau Ihres neuen Traumhauses kommt es in erster Linie darauf an, den perfekten Grundriss zu planen. Dafür ist es sinnvoll, sich vorher mit einigen wichtigen Fragen zu Ihren Bedürfnissen auseinanderzusetzen. Wir zeigen Ihnen, wie das gelingt.

1 Juli 2021

Die Antwort auf die Frage nach dem perfekten Grundriss hängt ganz von Ihnen als zukünftige Bewohner ab. Ihre Ansprüche sind es, die bei der Raumaufteilung massgebend sein sollten – und diese können schliesslich ganz unterschiedlich sein. Ein Grundriss ist also dann gut, wenn er den Bedürfnissen und Gewohnheiten der Bewohner entspricht.

Wenn Sie einen Grundriss planen, sollte Sie sich deshalb die Frage stellen, welche Raumaufteilung Ihren Bedürfnissen entspricht und gut tut. Da sich die Bedürfnisse von Menschen mit der Zeit und über die verschiedenen Lebensphasen hinweg ändern, sollten Sie dabei auch konkrete Überlegungen zu Ihrer zukünftigen Lebenssituation einbeziehen.

Planungsgrundlagen

Der optimale Grundriss für ein Haus zeichnet sich dadurch aus, dass alle Funktionsbereiche im Haus logisch angeordnet sind und somit der Alltag möglichst reibungslos ablaufen kann. Eine nachlässige Planung dagegen trägt zum Entstehen von Störquellen – beispielsweise zu engen Eingangsbereichen – und damit Konflikten bei.

Ein gut geplanter Grundriss kommt in Sachen Wegeführung und Raumzuordnungen Ihren Lebensgewohnheiten entgegen und erleichtert auf diese Weise Ihre Tagesabläufe. Sie wollen ein Haus planen und benötigen Unterstützung? Gerne helfen Ihnen Expert:innen bei der Grundrissplanung weiter. Mit unserer Architektensuche finden Sie kinderleicht einen Architekten für Ihr Hausbauprojekt.

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Doch wie entscheiden Sie am besten über Aufteilung, Grösse und Anordnung der Räume im Haus? Wie viel Platz sollten Sie dem Gemeinschaftsleben und wie viel dem persönlichen Rückzug einräumen? Um beim Grundriss planen alle Ideen und Wünsche der Familienmitglieder zu berücksichtigen, sollten Sie diese am besten schriftlich festhalten.

Für diesen Prozess können Sie zum Beispiel die untenstehenden Fragen beantworten. Je nach Vorlieben und Lebensentwurf lässt sich die Liste natürlich durch weitere Fragen ergänzen.

  • Wie viele Schlaf- und Kinderzimmer brauchen Sie?
  • Haben Sie oft Gäste, die untergebracht werden müssen?
  • Arbeiten Sie im Home Office und benötigen ein Zusatzzimmer?
  • Müssen Sie morgens alle zur gleichen Zeit aus dem Haus und benötigen Sie daher ein zusätzliches Bad?
  • Ist eine offene oder eine abgetrennte Küche sinnvoller?
  • Soll es einen abgetrennten Bereich mit Küche und Bad geben, damit später zum Beispiel die Grosseltern einziehen können?
  • Benötigen Sie ein abgeschlossenes Treppenhaus, damit das Obergeschoss später separat genutzt werden kann?

Die Anordnung der Räume

Um über das gesetzlich zulässige Verhältnis von Grundstücksfläche und Wohnfläche zu entscheiden, arbeiten Sie mit der sogenannten Ausnützungsziffer. Um diese als Prozentwert zu ermitteln, wird die Bruttogeschossfläche (in Quadratmetern) durch die Grundstücksfläche geteilt. Je höher der ermittelte Wert ist, desto grösser ist der bauliche Spielraum. An dieser Ziffer entscheidet sich zum Beispiel auch, ob die Möglichkeiten für einen Bungalow gegeben sind oder ob der Bau eines klassischen Etagenhauses ratsamer ist.

Sobald Sie sich für die Anzahl der Etagen entschieden haben, stellt sich die Frage für oder wider eine offene beziehungsweise kleinteilige Raumstruktur. Wie der Grundriss diesbezüglich gestaltet sein soll, hängt vor allem davon ab, wie wichtig Ihrer Familie individuelle Rückzugsräume sind. Offen gestaltete Räume haben den Vorteil, dass auch wenig Fläche grosszügig wirkt. Ausserdem brauchn Sie weniger Platz für Wände und Flure. In diesem Fall ist allerdings auch mehr Rücksichtnahme wichtig.

Mit der Zahl der Familienmitglieder steigt also in der Regel der Bedarf für eine akustische Trennung zwischen den Wohnbereichen und das Schaffen individueller Rückzugsräume wird wichtiger.

Das Grundstück für das Traumhaus ist bereits vorhanden? In diesem Fall können Sie die Anordnung der Räume auch bereits hinsichtlich der Himmelsrichtungen planen. Unser Tipp: Lassen Sie sich bei diesem Arbeitsschritt am besten von einem erfahrenen Architekt oder Berater unterstützen.

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Neben den Himmelsrichtungen trägt auch der Standort entscheidend zur Raumstruktur bei. Liegt das Grundstück an einem Hang, sollten Räume, die seltener genutzt werden als andere, auf die hanggelegene und damit weniger belichtete Gebäudeseite rücken. Weitere Grundsätze für die Ausrichtung der Räume sind folgende:

  • Nebenräume, wie Eingänge, Garagen und Abstellräume im nördlichen Teil des Hauses.
  • Schlafzimmer und Küche mit Frühstücksecke (wegen der Morgensonne) idealerweise im östlichen Teil.
  • Wohn- und Kinderzimmer im Südwesten.
  • Im Falle mehrerer Etagen: Schlafzimmer werden in der Regel ins Obergeschoss gelegt, sodass eine klare Trennung zwischen privatem und öffentlichem Bereich entsteht.

Generell sollten Sie bei der Zuordnung der Räume auf ihre Nutzung und somit auf kurze Wege achten. So ist es beispielsweise sinnvoll, die Vorratskammer neben der Küche und das Schlafzimmer neben einem Bad zu platzieren. Ausserdem sinnvoll ist es, Räume wie Küche und Bad – für die vermehrte Installationen notwendig sind – neben- oder übereinander zu legen.

Veränderungen in der Lebenssituation einbeziehen

Die wohl wichtigste Regel bei der Planung des Grundrisses ist also, individuelle Bedürfnisse und Alltagsabläufe einzubeziehen. So ist bei der Wegeplanung zu bedenken, dass weite Wege langfristig Zeit rauben. Zu bevorzugen sind deshalb kurze Wege und sinnvolle Raumzuordnungen, die Übersichtlichkeit schaffen und ausserdem die Bewegungsabläufe und das Putzen erleichtern.

Sie sollten darüber hinaus darauf achten, ausreichend Tageslichtquellen zu schaffen. Insbesondere in Räumen wie der Küche, dem Arbeits- und Kinderzimmer sollte Tageslicht nicht fehlen. Ausserdem sollten Sie berücksichtigen, dass sich die Raumaufteilung mit Ihrer Lebenssituation verändern wird. Kinder werden älter und ziehen aus oder es kommen Kinder hinzu, die Grosseltern ziehen ins Haus oder ein ehemaliges Jugendzimmer wird zum Hobbyraum umfunktioniert.

In jeder Phase der Familienplanung sowie in den verschiedenen Altersstufen der Kinder ist das Bedürfnis nach Nähe und Distanz verschieden. Während kleine Kinder die Nähe zu den Eltern brauchen, suchen Teenager eher den Abstand. Deshalb gilt gerade für das Leben mit Kindern, die nach und nach älter werden und ihre eigenen Bedürfnisse entwickeln: Das Wohnen auf mehreren Etagen und klar trennbare Wohnbereiche sind sinnvoll, damit man die anderen nicht stört.

In Schlaf-, Kinder- oder Arbeitszimmer kann jeder der Bewohner seinen eigenen Interessen nachgehen, ohne den anderen in die Quere zu kommen. Die Erwachsenen haben Gelegenheit, sich nach getaner Arbeit zurückzuziehen, die Kinder können toben und spielen. Generell empfiehlt es sich auch, mit steigender Personenzahl mehr Bäder beziehungsweise WCs einzuplanen.

Dagegen bietet es sich weniger an, das Arbeitszimmer gleich neben das Kinderzimmer zu legen. Sinnvoll wiederum sind Zimmer, deren Nutzung sich flexibel anpassen lässt – beispielsweise ein Arbeitszimmer, das man in einigen Jahren zum Jugendzimmer machen kann. Verfügt das Zimmer ausserdem über ein eigenes Bad, kann es irgendwann auch zum Schlafzimmer werden. Liegt es noch dazu im Erdgeschoss, ist zudem eine Möglichkeit für barrierefreies Wohnen im Alter geschaffen.

Sie sehen: Flexibilität ist das A und O, wenn Sie möglichst lange in Ihrem neuen Haus leben möchten. Um möglichst grossen Spielraum zu haben, was die zukünftige Nutzung der Räume angeht, sollten diese gut proportioniert sein und in der Grösse nicht zu sehr voneinander abweichen. Ist der Platz vorhanden, empfiehlt es sich zudem, einen kleinen Raum zur variablen Nutzung zu schaffen. Dieser kann als Gäste- oder Arbeitszimmer und später womöglich als Aufenthaltsraum für das Pflegepersonal im Alter dienen.

Lebensmittelpunkt festlegen

Bevor Sie beginnen, Grundrisse aufzuzeichnen, gilt es, den Lebensmittelpunkt der Familie festzulegen. Häufig handelt es sich dabei um die Küche, die natürlich ganz unterschiedlich gestaltet werden kann. Beliebt sind heutzutage vor allem offene Küchen, die an den Wohnbereich angebunden sind. Oftmals dient ein grosser Esstisch als Verbindungselement zwischen Küche und Wohnbereich – und macht die gemeinsame Essenszubereitung und die anschliessende Mahlzeit zu einem Gemeinschaftserlebnis. Statt einer offenen Küche können Sie aber zum Beispiel auch eine Schiebetür einbauen. Diese eröffnet auf ganz simple Art und Weise die Möglichkeit, den Wohnbereich zu unterteilen und ihn somit unterschiedlich zu nutzen.

In jedem Fall sollten Sie eine Küche planen, die nicht nur ausreichend Stauraum für Küchenutensilien, sondern auch Bewegungsraum lässt. Hineinpassen sollte ausserdem ein ausreichend grosser Esstisch – sowie unter Umständen eine Tür nach draussen. Sinnvoll ist es zudem, die Küche möglichst nahe an den Hauseingang zu legen – damit Einkäufe ohne grösseren Aufwand und lange Wegstrecken verstaut werden können.

Ganz wichtig ist es, ausreichend Platz für Schränke zu lassen. Ideal sind natürlich ein oder zwei Abstellkammern – möglich sind aber beispielsweise auch Nischen für Einbauschränke im toten Winkel hinter Türen. Bei der Grundrissplanung vergessene Stellflächen für Schränke lassen sich später leider nicht mehr rückgängig machen. Deshalb gilt es, bei der Neubau-Planung oder vor der Sanierung frühzeitig an das spätere Einrichten und Wohnen zu denken.

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Wenn Sie einen Bau planen, sollten Sie sich zuallererst die Frage stellen, ob der „Standard-Grundriss“ mit der Einteilung in Etagen sowie grossem Wohnbereich und kleineren Schlafzimmern überhaupt zu den eigenen Vorstellungen passt. Schliesslich können Sie auch einen von diesen Prinzipien abweichenden Grundriss planen, der perfekt auf Ihre Gewohnheiten abgestimmt ist. Beispielsweise gibt es Häuser mit separatem Fernsehraum oder Lese- und Spielecken, die in den Gemeinschaftsbereich integriert sind.

Letztendlich spielt es nur eine Rolle, ob der fertige Grundriss für ein entspanntes Miteinander sorgt und die passende Mischung aus Nähe und Distanz bietet. Deshalb sollten Sie der Planung von Räumen, die wichtige Alltagsabläufe beeinflussen, genügend Zeit widmen. Dazu gehört beispielsweise der Eingangsbereich, dessen Grösse unbedingt an die Zahl der Bewohner anzupassen ist, denn: Ist der Bereich vor der Haustür zu klein, kommt es beim gemeinsamen Verlassen des Hauses oftmals zu Gedränge.

Ähnlich ist es bei der Planung gemeinsam genutzter Bäder. Eine zum Flur statt in den Innenraum des Bades öffnende Tür schafft mehr Nutzfläche im Bad und vermeidet Stress und Konflikte beim Öffnen und Schliessen der Tür. Auch schlauchartige Flure sollten aus diesem Grund vermieden werden.

Skizzen anfertigen

Haben sich konkrete Vorstellungen für den Grundriss herauskristallisiert, ist es im nächsten Schritt sinnvoll, erste Skizzen zu entwerfen. Das können Sie klassisch per Hand machen oder aber auf eines der zahlreichen zur Verfügung stehenden Online-Tools zurückgreifen. Da das Grundrisszeichnen häufig gar nicht so leicht fällt, bietet sich die Nutzung eines Programms mit hilfreichen 3D-Funktionen und intuitiver Nutzerführung an.

Der grosse Vorteil solcher Programme ist, dass Sie sich die Räume dank der 3D-Visualisierung und vordesignter Einrichtungsgegenstände plastisch besser vorstellen kann. Kostenlose und beliebte Tools zum Grundrisszeichnen (in der Basisversion) sind beispielsweise Home by Me, RoomSketcher oder Roomle.

Artikelbild: © jafara / 123rf.de

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