Finanzen & Recht
Vor- und Nachteile vom Eigenmietwert abwägen

Eigenmietwert – Pro und Kontra

Der Eigenmietwert gehört zu den beliebtesten Feindbildern der Schweizer. Seit weit mehr als 20 Jahren wird die Abschaffung gefordert – und nun sieht es tatsächlich so aus, als stünde der Eigenmietwert vor dem Ende. Wir zeigen Ihnen die wichtigsten Argumente für und wider die Abschaffung des Eigenmietwertes. 

14 September 2018

Jahr für Jahr müssen Wohneigentümer in der Schweiz ein fiktives Einkommen für selbst genutzten Wohnraum an die Steuer abführen, obwohl sie nie auch nur einen Franken des Geldes gesehen geschweige denn besessen haben. Kein Wunder, dass der Eigenmietwert seit Jahrzehnten für stellenweise aggressiv geführte Debatten hinsichtlich eines Endes des Eigenmietwertes führt. Die Abschaffung wurde auf höchsten Ebenen geführt, im Bundesrat, im Parlament und in Volksabstimmungen, doch bisher hat sich keiner der ins Feld geführten Argumente als mehrheitsfähig gezeigt. Nun scheint aber Bewegung in die Sache zu kommen.

Ende August 2018 hat die Wirtschaftskommission des Nationalrates einstimmig eine parlamentarische des Ständerates unterstützt, der zufolge der Eigenmietwert für eigenbewohnte Erstliegenschaften abzuschaffen ist. Die Abschaffung soll dabei haushaltsneutral für den Fiskus und sowohl für Vermieter als auch Mieter fair umgesetzt werden. Doch welche Argumente sprechen eigentlich für eine Abschaffung des Eigenmietwertes und welche sprechen dagegen? Wir haben uns der Sache einmal angenommen.

Was für die Abschaffung des Eigenmietwerts spricht

Durch den Eigenmietwert stehen aktuell Eigentümer – so die Argumentation der Gegner – wesentlich schlechter da als Mieter. Vor allem mit abbezahlter Hypothek werden Eigentümer doppelt belastet: Neben der Steuer auf den Eigenmietwert muss auch die Immobilie als Vermögen versteuert werden. Und noch eine weitere Ungerechtigkeit in Augen der Kritiker: Während der Eigenmietwert stetig erhöht wird, sinken Mietzinsen in laufenden Mietverhältnissen tendenziell stärker. Doch damit noch nicht genug, ein weiteres Argument für die Abschaffung des Eigenmietwerts: Hypotheken würden dadurch wesentlich schneller zurückgezahlt. Das würde die schweizweite Verschuldung reduzieren und für Stabilität auf den Finanzmärkten sorgen. Auch würde das Steuersystem an sich verschlankt, Vorgänge vereinfacht und der Aufwand für Wohneigentümer deutlich gesenkt.

Was für die Beibehaltung des Eigenmietwerts spricht

Die derzeitige Überlegung, den Eigenmietwert abzuschaffen, bezeichnen Kritiker als überaus inkonsequent. Unterschiedliche Abzüge für Unterhaltskosten oder Schuldzinsen sind in dem Modell weiterhin möglich – müssten aber systembedingt ebenfalls entfallen. Eine Abschaffung würde das Steuerrecht auch nicht vereinfachen, sondern ganz im Gegenteil verkomplizieren. Und nicht zuletzt sind auch Banken mit der Entscheidung, den Eigenmietwert abzuschaffen, alles andere als glücklich. Zahlen Eigentümer Ihre Hypotheken schneller zurück – was zweifelsohne bei einer Abschaffung geschehen würde – müssten Banken herbe Verluste hinsichtlich der Zinseinnahmen verbuchen. Auch mindert die Abschaffung den Anreiz für Eigentümer, in die Sanierung der Immobilien zu investieren. Dies würde den hervorragenden Zustand der Schweizer Immobilien über kurz oder lang drastisch verschlechtern.

Fazit

Wie man deutlich erkennen kann, sind die Argumentationsketten beider Seiten durchaus schlüssig. Das einzigartige Schweizer System des Eigenmietwertes steht zwar derzeit so kurz vor dem Aus wie noch nie – es bleibt allerdings spannend, ob und vor allem wie eine Abschaffung schlussendlich umgesetzt wird.

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