Bauplanung & Bauleitung
Bauleiter und Pärchen auf Baustelle besprechen den Bauplan.

Wie viel kostet ein Bauleiter?

Der Bauleiter ist Ihr erster Ansprechpartner für alles rund um Ihr Bauprojekt und spielt damit eine enorm wichtige Rolle. Wie Sie einen passenden Bauleiter finden und wie viel dieser kostet, erfahren Sie hier.

21 Mai 2021

Wissenswertes rund um die Kosten für einen Bauleiter in der Schweiz

Die Beauftragung einer Bauleitung in der Schweiz setzt für Sie als Bauherr voraus, eine vertrauenswürdige Person mit Sachverstand und hoher Zuverlässigkeit zu finden. Die Kosten, die hierbei auf Sie zukommen, sollten Sie bereits vorab bei der Planung Ihrer Gesamtkosten kalkulieren. Sie können hinsichtlich der Höhe sehr stark variieren und hängen ab von Fachlichkeit, Erfahrung, Art des Vertrags und Umfang des Bauvorhabens.

Aufgaben einer Bauleitung

Die Begriffe Bauleitung beziehungsweise Bauleiter sind in rechtlicher Hinsicht nicht klar definiert und auch nicht geschützt. Grundsätzlich wird die Person als Bauleitung bezeichnet, die bei einem Bauprojekt vor Ort auf der Baustelle für die Leitung und Koordination zuständig ist. Sie kümmert sich um die Umsetzung der Baupläne und organisiert die Tätigkeiten der Handwerker.

Eine Bauleitung ist in allen Handlungen stets Ihnen als Bauherr gegenüber verantwortlich. Sämtliche Anweisungen, die von ihr auf der Baustelle getätigt werden, müssen in Übereinstimmung mit Ihren Vorgaben und Wünschen stehen. Die Bauleitung setzt dabei Ihre konkreten Pläne beziehungsweise die Vorgaben des Architekten um und koordiniert entsprechend die Arbeiten der jeweiligen Gewerke.

Zuständigkeit für die Bauleitung

Für die Leitung der Baustelle ist die Person verantwortlich, die von Ihnen als Bauherr damit beauftragt wird. In der Regel werden die Verantwortungsbereiche und die grundlegende Tätigkeit vertraglich festgehalten, sodass alle am Bauprojekt beteiligten Personen daran gebunden sind. Hinsichtlich der Zuständigkeit wird der Bauleiter als Ihre Hilfsperson in Ihrer Funktion als Bauherr verstanden. Sämtliche Anweisungen, die von Ihnen an die Bauleitung ergehen, haben durch den Vertrag eine Rechtsverbindlichkeit.

Das Normenwerk des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins (SIA) enthält in der sogenannten SIA Ordnung 102 konkrete Angaben zur Bezeichnung der Bauleitung, die eine nähere Definition der Tätigkeit abbilden. Hier wird der Bauleiter konkret vom Architekten durch die Art der Leitung unterschieden. Während dem Architekten bei einem Bauvorhaben die gestalterische Leitung obliegt, ist die Bauleitung für die Baustellenleitung während der Umsetzung des Baus zuständig.

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Weiterhin findet sich in der SIA Norm 118 der Hinweis, dass die Bauleitung die Funktion eines Stellvertreters von Ihnen als Bauherr auf der Baustelle übernimmt. Schliessen Sie für Ihr Bauvorhaben einen Werksvertrag auf der Grundlage der SIA Normen ab, so ist die Bauleitung zur Erfüllung der Aufgaben verpflichtet, die von Ihnen als unmittelbarem Vertragspartner angewiesen werden.

Einsatz der Bauleitung

Sie als Bauherr sind dafür zuständig, die Position der Bauleitung zu vergeben und damit die Überwachung Ihres Bauprojekts sicherzustellen. Grundsätzlich haben Sie auch die Möglichkeit, auf eine Bauleitung zu verzichten und diese Position selbst zu übernehmen. In der Regel ist dies jedoch nicht empfehlenswert, da Sie hierzu im Idealfall sowohl über eine umfassende fachliche Expertise als auch ausreichend Zeit verfügen müssen.

Die detaillierten Konditionen rund um die Anforderungen an Ihren Bauleiter halten Sie vertraglich fest. Wenn Sie nichts anderes bestimmen, gilt die Bauleitung im weiteren Verlauf als Ihre unmittelbare Vertretung gegenüber den jeweiligen ausführenden Gewerken. Da es in der Schweiz kein allgemeingültiges Verständnis von „Bauleitung“ gibt, ist es sinnvoll, dass Sie die Aufgaben möglichst präzise vertraglich bestimmen.

Sie können beispielsweise folgende Aspekte im Vertrag festhalten:

  • Die Koordination auf der Baustelle
  • Die Kontrolle über die auszuführenden Arbeiten
  • Die Erteilung von Anweisungen an die Handwerker
  • Die Dokumentation sämtlicher Arbeitsschritte auf der Baustelle

Zusammenstellung der Kosten einer Bauleitung

Die Kosten, die Sie für die Bauleitung einplanen müssen, hängen wesentlich von den Leistungsanforderungen und dem Umfang des Bauprojekts ab. Als Faustregel können Sie mit einer Summe von durchschnittlich zehn Prozent der gesamten Kosten rechnen. Die Summe wird in der Regel bereits vorab in die Gesamtkalkulation integriert und kommt nicht erst später hinzu.

Häufig entscheiden sich Bauherren auch für ein Gesamtpaket, bei dem alle erforderlichen Leistungen im Sinne eines Komplettangebotes berechnet werden. In dem Fall zahlen Sie einen Pauschalbetrag, der sowohl die Kosten für die Bauleitung als auch den Architekten berücksichtigt. Hier haben Sie kein Mitspracherecht über die Person des Bauleiters, da die ausführende Baufirma ihre Angebote inklusive aller zuständigen Personen berechnet.

Prinzipiell hängen die Kosten für die Bauleitung auch von deren Vorerfahrungen und Kompetenzen ab. Je komplexer die beruflichen Erfahrungen eines Bauleiters sind, desto höher die Beträge, die auf Sie zukommen können.

Im besten Fall haben Sie die Möglichkeit, einen pauschalen Betrag für das Honorar Ihres Bauleiters zu vereinbaren. Auf diese Weise haben Sie selbst die höchstmögliche Planungssicherheit im Hinblick auf Ihre Gesamtkosten. Ansonsten richtet es sich nach dem Aufwand, den Ihr Bauprojekt mit sich bringt. Beim beauftragten Architekten beispielsweise liegen die jeweiligen Ausführungsstufen und die Komplexität der Bauphasen einer Berechnung zugrunde.

Wichtige Punkte bei der Suche nach einer Bauleitung

Grundsätzlich können Sie jede Person Ihres Vertrauens mit der Bauleitung Ihres Objekts beauftragen. Wenn Sie einen erfahrenen Allrounder kennen, der jedoch keine professionelle Ausbildung hat, ist dies für Ihr Bauvorhaben dennoch eine Option. Empfehlenswert, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der rechtlichen Haftung, ist ein Bauleiter, der sein Fachwissen im Rahmen einer Ausbildung erworben hat.

In der Schweiz gibt es mehrere Schulen, die zum Bauleiter ausbilden, in der Regel in Verbindung mit dem Erwerb eines eidgenössischen Diploms oder Fachausweises. Wenn Sie nach einem Bauleiter suchen, haben Sie immer die Möglichkeit, das berufliche Zertifikat abzufragen. In der Regel wird es Ihnen zusammen mit den Unterlagen zur Person übermittelt.

Die Organisation Bauleitung Schweiz (OBS) ist der massgebliche, anerkannte Berufsverband für die Berufsgruppe der Bauleiter, die über eine eidgenössische Prüfung verfügt. Die OBS gehört im Sinne eines Fachvereins zum SIA und steht damit für eine seriöse und in der Schweiz anerkannte Fachkompetenz der Bauleiter.

Die Haftung der Bauleitung

Bei jedem Bauvorhaben kann es zu Mängeln und Fehlern kommen. Der Bauleiter haftet hierbei immer dann, wenn er es nachweislich versäumt hat, während einer Bauphase für genügend Kontrollen oder sonstige Massnahmen zu sorgen, die entsprechende Fehler vermieden hätten.

Die Rechtsgrundlage bildet dabei im Rahmen des Schweizerischen Zivilgesetzbuches Artikel 51 des Obligationenrechts (OR). Aus diesem sogenannten Recht der Schuldverhältnisse lässt sich ableiten, dass eine Verletzung des Bauleitungsvertrags besteht, wenn ein Mangel vermeidbar gewesen wäre. Erwächst aus dieser Vertragsverletzung ein Schaden für Sie als Bauherrn, so ist die Bauleitung verpflichtet, für den entstandenen Schaden zu haften.

Es ist sinnvoll, dass Sie vorab im Vertrag generell festhalten, welche Art von Kontrollen von der Bauleitung erwartet werden. Es gibt keine Verpflichtung, jedes noch so kleine Detail zu prüfen. Allerdings gibt es typische Aspekte, bei denen Fehler im Falle einer fehlerhaften Ausführung bekannt sind. Diese können vermieden werden, indem Baukontrollen in jeder einzelnen Bauphase gewissenhaft durchgeführt werden. Nehmen Sie diese Baukontrollen in den Vertrag mit der Bauleitung auf, um sich entsprechend abzusichern.

Abschliessende Tipps

Bei der Wahl der Bauleitung ist es wichtig, nicht an den falschen Stellen zu sparen. Hier unsere Tipps:

  • Vertrag
    Achten Sie auf einen Vertrag, der auf der Grundlage der SIA Normen erstellt wurde.
  • Fachkompetenz
    Entscheiden Sie sich für eine Bauleitung, die genügend Erfahrung mit vergleichbaren Bauvorhaben hat.
  • Referenzen
    Lassen Sie sich Referenzen des Bauleiters zeigen. Wer zufriedene Kunden präsentieren kann, bietet Ihnen zusätzliche Sicherheit.
  • Nähe zum Objekt
    Suchen Sie sich eine Bauleitung, die in der Nähe Ihres Bauprojektes ansässig ist und in der Lage ist, Ihr Bauvorhaben regelmässig zu betreuen.
  • Eile vermeiden
    Nehmen Sie sich die Zeit, die Angebote verschiedener Personen miteinander zu vergleichen. Hierbei ist nicht immer sinnvoll, sich für die jeweils günstigste Offerte zu entscheiden. Meist kommt es auf das beste Preis-Leistungs-Verhältnis an.

Fazit

Ihre Bauleitung ist die wesentliche Schnittstelle zwischen Ihnen als Bauherr und den Handwerkern, die Ihr Bauprojekt in die Tat umsetzen. Suchen Sie sich eine Fachkraft aus, die über genügend Erfahrungen und Referenzen verfügt und bei der Sie in Bezug auf die gemeinsame Zusammenarbeit ein gutes Gefühl haben. Sie werden während der Bauphase viel Zeit miteinander verbringen. Umso wichtiger ist ein gegenseitiges Vertrauen und die Gewissheit, dass Ihre zukünftige Immobilie in den Händen einer kompetenten und erfahrenen Bauleitung liegt.

Artikelbild: © elitprod / 123rf.de

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