Bauplanung & Bauleitung
Baupläne, Werkzeug und ein Schutzhelm liegen auf einem Tisch.

Devisierung einfach erklärt

Das Devisieren spielt im Bauwesen eine wichtige Rolle. Im Folgenden erklären wir Ihnen, was der Begriff bedeutet, wie sich die Devisierung für Sie lohnen kann und was Sie als Bauherr in der Schweiz beachten müssen!

25 September 2019

Devisierung: Definition

Die Devisierung beschreibt das Ausschreiben von Bauleistungen. Mittels Leistungsverzeichnissen, Zeichnungen oder Plänen listen Sie alle einzelnen Baukomponenten (bzw. gewünschten Leistungen) auf – so dient die Devisierung als Grundlage für Preisofferten von zuliefernden Unternehmen. Das Ziel einer Devisierung ist ein genauer Kostenvorschlag.

Warum ist eine Devisierung wichtig?

Eine vollständige Devisierung ist Grundvoraussetzung für eine reibungslose Abwicklung eines Bauprojekts. Als Bauherr brauchen Sie eine Devisierung bzw. Ausschreibungsunterlagen, sobald Sie Angebote von Lieferanten und Unternehmen einholen möchten. In den meisten Fällen eignet sich dafür ein Leistungsverzeichnis (Devis).

Das Devis ist eine Liste, die alle Arbeitsschritte für eine Gesamtleistung beinhaltet. Meist entsprechen alle Leistungen in einem Devis einer Arbeitsgattung.

Übrigens: Für viele Arbeitsgattungen gibt es standardisierte Ausschreibungstexte („Normpositionen“). Der Normpositionen-Katalog NPK fasst alle Normpositionen zusammen und ist in der Schweizer Bauwirtschaft stark verbreitet. Der gesamte Katalog kostet etwa 10’000 Franken.

Devisierung: Anwendungsbeispiel

Schauen wir uns als Beispiel Schreinerarbeiten in einem alten Wohnhaus an: Es geht um die Verkleidung von Wänden mit horizontalen und vertikalen Zierleisten. Ein Pflichtenheft für solch umfassende Bauleistungen wäre mühsam – der Maler müsste alle Vor- und Nebenarbeiten und mögliche Zuschläge auflisten und detailliert beschreiben. Das Risiko etwas zu vergessen ist gross!

Die bessere Wahl: Alle Bauteile detailliert zeichnen und als Einheit pauschal ausschreiben! So kann der Anbieter genau erkennen, welche Nebenarbeiten er zum Pauschalpreis addieren muss – zum Beispiel Anpassung an Fenster, Decken oder Ecken. Ausserdem vermeidet man so Missverständnisse und macht Nachforderungen unwahrscheinlicher.

Die Eigenheiten Schweizer Devisierung

Detaillierte Aufteilung in Einzelleistungen

Während Leistungen in anderen Ländern summarischer beschrieben werden, sind Schweizer Ausschreibungen bis auf die kleinste Leistungseinheit aufgeteilt. Für die Armierung einer Betondecke braucht es in der Schweiz zum Beispiel 43 Positionen. In Deutschland genügen dagegen zwei Positionen: Betonstahl und Betonstahlmatten. Gemäss dem Bundesamt für Wohnungswesen der Schweiz müssten Sie ausserdem jeden Durchmesser des Armierungsstahls einzeln ausschreiben – und Zuschläge für Bearbeitungen getrennt abrechnen.

Frühzeitige Ausschreibungen

Im Schweizer Bauwesen werden die Bauarbeiten häufig ausgeschrieben, bevor die Details der Arbeiten klar festgelegt sind. Deshalb umfassen die Leistungsverzeichnisse häufig nur ungefähre Werte – und sind meist eher zu hoch eingeschätzt als zu niedrig. So vermeiden Ausschreiber eine Kostenüberschreitung: Die tatsächlichen Mengen nach der Bauausführung liegen häufig unter dem Vorausmass und die Bauleitung beeindruckt die Bauherrschaft mit unterschrittenen Kosten.

Was sollten Sie bei einer Ausschreibung beachten?

  • Detaillierte Pläne sind Grundvoraussetzung für gute Ausschreibungsunterlagen. Nur so können Sie Mengen präzise einschätzen!
  • Die Ausschreibungsunterlagen bestimmter Arbeiten sollten Sie mit Plänen ergänzen. Das ist zum Beispiel bei Blechabwicklungen sinnvoll, bei Fenstern, Treppengeländern oder Schreinerarbeiten. Zeichnungen sind in diesem Fall die aussagekräftigsten Unterlagen!
  • Die besten Ausschreibungsunterlagen haben eher aufwendige Zeichnungen als viel Text. Die Faustregel lautet: Während präzise Zeichnungen die Ausschreibungen günstiger machen, treibt viel Text den Preis in die Höhe.

Tipp: Ausführungsleistungen mit genauen Vorausmassen können Sie pauschal vergeben. Das reduziert den Arbeitsaufwand der Planer (das Ausmessen fällt weg) und vermeidet Kostenüberschreitungen.

Bringt eine Devisierung Nachteile?

Detaillierte Ausschreibungen mit Normpositionen können das Risiko für Nachforderungen erhöhen. Zwar ist bei einer Devisierung jede Einzelleistung separat aufgeführt, doch Unternehmer meinen häufig Lücken im Leistungsverzeichnis zu erkennen. Dann liegt es im Ermessen der Bauleitung, ob sie die Nachforderungen für die angeblichen Lücken akzeptiert. Bei summarisch ausgeschriebenen und kompletten Leistungen ist es für Unternehmer schwieriger, Nachforderungen zu stellen.

Fazit

Wer im Bauwesen tätig ist, sollte sich bei Devisierungen auskennen. Ausschreiben sind wichtig, um sich Preisofferten einzuholen und verschieden Angebote miteinander zu vergleichen. Achten Sie auf detaillierte Pläne und setzen Sie lieber auf mehr Zeichnungen als zu viel Text. Genaue Vorausmasse können den Aufwand reduzieren und Kostenüberschreitungen vermeiden.

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Artikelbild © mihalec / 123rf.com

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