Gebäude & Energie
Feuchte Wand mit Schimmel

Horizontalsperre gegen aufsteigende Nässe

Wenn der Schimmel an den Wänden wächst, Tapeten sich in welligen Bahnen von den Wänden schälen oder sich Stockflecken auf dem einst so schönen Putz ausbreiten, dann wird es auch dem unaufmerksamsten Hausbewohner bewusst: Die Wände sind feucht.

19 April 2018

Feuchte Wände gelten nicht umsonst als Schrecken aller Eigenheimbesitzer (und natürlich Mieter), denn hinter einem kleinen, sichtbaren feuchten Fleck kann schnell eine komplett nasse Wand stecken. Die Ursache für feuchte Wände liegt entweder im falschen Heiz- und Lüftungsverhalten der Bewohner oder aber ist bedingt durch Schäden in der Bausubstanz. Gerade ein feuchter Keller ist ein Indiz für eindringendes Grundwasser – und häufig Auslöser für nasse Wände im gesamten Haus!

Der Kapillareffekt

Wasser hat die Eigenschaft, sich durch geeignetes Material auch entgegen der Schwerkraft nach oben zu arbeiten. Diesen Effekt kennt jeder von uns aus dem botanischen Bereich. Giesst man die Erde rund um eine Pflanze, steigt das Wasser durch kleinste Kapillargefässe hinauf bis in die Blattspitzen. Nun leben wir zwar schon lange nicht mehr auf Bäumen (zumindest die meisten von uns), doch auch in Betonbauten bleiben wir nicht durch aufsteigendes Wasser verschont. Häufig sind es gerade Kellerräume, die von Schäden im Mauerwerk betroffen sind. Dies ist für Grundwasser oder versickerndes Regenwasser geradezu eine Einladung, sich im Mauerwerk breit zu machen – und langsam aber stetig vom Keller in die oberen Stockwerke vorzuarbeiten.

Die Horizontalsperre

Stellen Sie sich einmal eine Blume vor. Egal welcher Art, wichtig wird nur der Stiel. Diesen durchtrennen Sie nun mit einem imaginären Messer und legen zwischen die beiden Stiel-Hälften eine Platte aus wasserdichtem Material. Nun setzen Sie die Blume wieder zusammen. Keine Sorge, in Ihrer Phantasie wird dies funktionieren! Giessen Sie nun die Erde rund um die Blume. Was wird geschehen?
Durch das Wurzelwerk wird sich das Wasser seinen Weg in die Kapillargefässe der Pflanze bahnen – und an der Schnittstelle durch die wasserdichte Platte aufgehalten. Ihre imaginäre Blume lebt unten weiter, oben jedoch kommt kein Wasser mehr an. Die Blüte wird zwangsläufig vergehen.
Mit diesem Beispiel haben Sie nun die grobe Funktionsweise der Horizontalsperre bei Bauwerken verinnerlicht. Denn ganz genau wie die zwei Hälften des Stiels trennt die Sperre den unteren Teil einer Mauer vom oberen – und verhindert dadurch, dass eintretendes Wasser nach oben gelangen kann.

Mechanische Horizontalsperre

Bei Neubauten wird direkt während der Bauphase eine mechanische Sperre gegen Feuchtigkeit in das Mauerwerk eingezogen. Diese Sperre muss den gesamten Querschnitt der Mauer bedecken, um wirkungsvoll Feuchtigkeit abzuhalten. Zumeist werden dickere Folien, Edelstahlbleche oder Kunststoffplatten eingesetzt. Auch sogenannte Mauerpappe wird häufig verwendet. Da diese Art Sperre nachträglich nicht mehr angepasst oder ausgetauscht werden kann, ist eine sorgfältige Ausführung und hochwertiges Material Pflicht, um über Jahre und Jahrzehnte hinweg die Funktion zu gewährleisten.

Chemische Horizontalsperre

Soll bei Bestandsbauten nachträglich eine Horizontalsperre eingezogen werden, beispielsweise um feuchte Wände wieder trocken zu legen, muss auf die chemische Abdichtung zurückgegriffen werden. Hierbei werden mittels Bohrlöchern Injektionsmittel in das bestehende Mauerwerk eingebracht, die das Ausbreiten von Feuchtigkeit verhindern sollen. Bei fachgerechter Ausführung und hochwertigen Injektionsmitteln ist die Funktion der Sperre genauso gegeben wie bei der mechanischen Horizontalabdichtung.

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Elektrophysikalische Entfeuchtung

Als Sonderfall, dessen Nutzen nicht hundertprozentig belegt ist, gilt die elektrophysikalische Entfeuchtung. Hierbei wird durch das Prinzip der Elektroosmose versucht, Feuchtigkeitsauswirkungen im Mauerwerk zu unterbinden. Wir raten allerdings eindrücklich von diesem Verfahren ab, da es teuer und aufwändig ist und eine Wirkung nur in ganz begrenztem Rahmen sichtbar wird.

Fazit

Horizontalsperren sind bei Neubauten Pflicht, um das Gemäuer dauerhaft vor Schäden zu schützen. Je hochwertiger die Sperre in der Bauphase ausgeführt wird, desto dauerhafter das Ergebnis. Bei Bestandsbauten kann durch chemische Sperren ein ähnlicher Effekt erzielt werden. Für die Durchführung dieser Massnahmen sollten Sie am besten einen Profi kontaktieren.

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[…] Wasser über die Hauswände im Erdboden ein, kann in Eigenleistung eine Horizontalsperre eingezogen werden. Diese Sperre sorgt für ein schnelles Austrocknen der Wände und verhindert zuverlässig […]