Bauplanung & Bauleitung
Ein Nurdachhaus auf Madeira, Portugal

Das Nurdachhaus – nur eine Kuriosität?

Süss sieht es aus, es erinnert ein bisschen an ein Zwergenhaus und ruft bei vielen Betrachtern positive Urlaubserinnerungen hervor – das Nurdachhaus. Aber ist diese spezielle und seltene Gebäudeform, umgangssprachlich als Finnhütte bezeichnet, sogar für eine dauerhafte Wohnnutzung geeignet? Wo liegen die Vor- und Nachteile dieser kleinen Häuser mit spitzem Dach und mit welchen Baukosten müssen Bauherren rechnen?

6 März 2019

Ein Nurdachhaus bietet auf geringer Grundfläche relativ viel Wohnfläche, ist schnell geplant und bietet unter anderem auch wegen seiner Holzbauweise eine bemerkenswert angenehme Wohnatmosphäre. Es ist eine beliebte und auch optisch besonders charmante Form eines Chalets, das in der Regel eher für Urlaubszwecke gedacht ist.

Nurdachhaus – die Konstruktion

Wie die Bezeichnung für diese spezielle Architekturform schon vermuten lässt, besteht ein Nurdachhaus beinahe nur aus dem Dach. Im Gegensatz zu klassischen Hausformen mit Seitenwänden, die zum Beispiel mit einem Sattel-, Pult- oder auch Flachdach gedeckt sind, ziehen sich beim Nurdachhaus zwei Satteldächer gleichmässig von der Giebelspitze bis zum Boden herab.

Dies «erspart» dem Bauherren zwei Seitenwände. Lediglich an der Front und der Rückseite des Hauses sind Wände notwendig. In der Regel handelt es sich bei Nurdachhäusern um standardisierte Fertighaussysteme, die im Büro detailliert geplant und vor Ort innert weniger Stunden oder Tage ineinander zusammengefügt werden.

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Nurdachhaus – Vielseitiger Lebensraum

Nurdachhäuser bieten neben der eigenwilligen, von vielen geliebten und manchen gehassten Gestalt vor allem einige bauliche Vorteile. Durch die grossen Angriffsflächen für die Sonne erwärmen sich die Gebäude in der Regel schnell, was sich positiv auf die Heizkosten auswirkt.

Ein Grossteil der Bewohner eines Nurdachhauses schwört auf die Vorzüge der Holzbauweise, die traditionell angewandt wird. Durch die Verwendung dieses nachhaltigen Naturmaterials entsteht ein dauerhaft angenehmes Wohnraumklima, das neben guten Dämmwerten auch einen langfristigen Werterhalt garantiert.

Preislich können Bauherren für ein schlüsselfertiges Modell mit zwei Stockwerken mit einem Richtpreis ab rund Fr. 50’000.– kalkulieren. Günstiger gibt es gebrauchte Häuser, die allerdings selten auf dem Markt angeboten werden und deren Zustand einer genauen Prüfung unterzogen werden muss.

Nurdachhaus – Was sind die Nachteile?

Der grösste Nachteil von Finnhütten ist schon auf weite Entfernung von aussen sichtbar: die markante Dachschräge. Da sich das Dach vom Boden bis zum allerhöchsten Punkt des Hauses ohne Unterbrechung ausdehnt, finden sich in allen Räumen ausgedehnte Dachschrägen. Diese verleihen dem Haus einerseits eine besonders gemütliche und intime Atmosphäre. Andererseits sind sie aber vor allem beim Innenausbau schlichtweg unpraktisch.

Das Stellen von Einrichtungsgegenständen, Kästen und selbst das Hängen von Bildern ist an den schrägen Wänden schwierig bis unmöglich, häufig sind individuelle Sonderanfertigungen notwendig. In der Regel ist es empfehlenswert und sparsamer auf die an das Haus angepassten Regale und Einbauelemente aus dem Sortiment des Hausanbieters zurückzugreifen.

Fazit: Eine Kuriosität für Exzentriker, Wohnhaus für Individualisten oder allenfalls eine günstige Ferienimmobilie?

Es scheiden sich die Geister über diese Art von Haustyp. Fakt ist aber, dass Finnhütten durch ihre relativ einfache und planungsarme Bauweise günstig und schnell hergestellt werden können.

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Die Grundfläche wird im Gegensatz zu einem Bungalow auch in die Höhe genutzt, wobei im oberen Geschoss in der Regel die Schlafplätze, oft sogar ergänzt mit einem kleinen Balkon, platziert werden. In einigen Häusern befindet sich noch zusätzlicher Stauraum auf einem kleinen Estrich direkt unter dem Dachgiebel. Durch die Einsparung an Grundfläche eignen sich Nurdachhäuser auch für sehr kleine oder dicht bebaute Grundstücke, nicht zuletzt deswegen sind sie vor allem in Ferienanlagen besonders beliebt.

Die Frage, ob diese Wohnform auch für das Dauerwohnen geeignet ist oder ein Kuriosum der Ferienhausarchitektur bleibt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Gerade in Zeiten von Tiny Houses und Mobile Homes kann die Finnhütte aber möglicherweise bald ihr Comeback – nicht nur als Ferienimmobilie – feiern.

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Artikelbild © Heinz-Peter Schwerin / 123rf.com

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